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Honig- und Imkerseminar 2023

Am 13.05.2023 konnten unsere gut 20 Jungimker mit dem Honigseminar die mehrtägige Schulung zum Thema Imkerei abschliessen. 

Das Seminar zog neu und bereits erfahrene Imkerinnen und Imker aus der gesamten Region an und bot eine intensive und umfassende Ausbildung in allen Aspekten der Imkerei.

Das Ziel des Seminars war es den Teilnehmern ein fundiertes Wissen über die Imkerei zu vermitteln, ihnen die Angst vor Bienen zu nehmen und den Nutzen und Spaß an der Bienenhaltung zu vermitteln.

Der Schwerpunkt in dem Seminar waren die theoretischen Grundlagen der Imkerei. Erfahrene Imker aus dem Imkerverein stehen den Neuimkern als Imkerpaten zur Verfügung und vermitteln den praktischen Teil des Seminars. In den unterschiedlichsten Vorträge ging es um die Biologie der Bienen, die Organisation des Bienenstaates, die Völkerführung über das Jahr und die Rolle der Königin. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, Fragen zu stellen und ihr vorhandenes Wissen zu vertiefen.

An den vier Seminarwochenenden die in der Zeit von Februar bis Mai durchgeführt wurden, war jeder Tag einem Thema gewidmet, wie z.B. Völkerführung, Bienengesundheit und -krankheiten, Honiggewinnung und der Umgang mit einem hochwertigen Lebensmittel…

Ein Höhepunkt des Seminars war die Honig-Verkostung die im Rahmen der Honigschulung stattfand, hier konnten sehr unterschiedliche Honigsorten, drunter auch Honig aus Neuseeland, probiert werden. In dem Zusammenhang wurde auf wichtige Kriterien bei der Honigverarbeitung und Lagerung hingewiesen.

Zusätzlich zu den Vorträgen während des Seminars war auch noch Zeit für regelmäßige Diskussionsrunden, in denen die Teilnehmer ihre eigenen Erfahrungen und Herausforderungen in der Imkerei teilen konnten. Der Austausch von bewährten Praktiken und die gegenseitige Unterstützung waren ein wesentlicher Bestandteil des Seminars.

Ein Herzlicher Dank geht an den TSC Dorste deren Räumlichkeiten für das Seminar genutzt werden durfte.

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Gekommen um zu bleiben – die Asiatische Hornisse breitet sich weiter in Deutschland aus

Die aus Südostasien stammende Hornisse, die man wegen ihrer markanten gelben Füße „Asiatische Gelbfuß-Hornisse“ nennt, breitet sich seit ihrem Erstnachweis in Südwestfrankreich im Jahre 2004 weiter in Europa aus. In Deutschland angekommen und erstmals 2014 in der baden-württembergischen Stadt Waghäusel entdeckt, findet man sie inzwischen auch in weiteren Bundesländern. Einzelnachweise liegen aus Rheinland-Pfalz, dem Saarland und aus NRW vor. Diese gebietsfremde und als invasiv eingestufte Hornissenart profitiert offenkundig von den warmen Sommern und milden Wintern der letzten Jahre. Nach den Vorgaben der Europäischen Kommission fällt diese nicht-heimische, invasive Art derzeit noch in die Kategorie der Früherkennung, wonach sie überwacht (Monitoring) und bekämpft werden muss. Das überraschende Auftreten der Asiatischen Gelbfuß-Hornisse in Hamburg in den Jahren 2020 bis 2021 konnte dank des räumlich begrenzten Vorkommens durch rechtzeitige Entnahme der Nester vor dem Ausfliegen der neuen Generation beseitigt werden. Seitdem gibt es dort keine Meldungen von Flugtieren oder Funde von Nestern mehr. Es ist aber zu erwarten, dass diese Hornissenart jedoch früher oder später auch in den gesamten Norden vordringen wird. Da diese nicht-heimische invasive Art in die Kategorie der Früherkennung fällt, soll hier entsprechend informiert und um umsichtige Unterstützung gebeten werden.

Asiatische Hornisse

Es geht um die Asiatische Hornisse, nicht jedoch um die Asiatische Riesenhornisse, die größte Hornissenart auf der Welt. Wichtig ist zunächst hervorzuheben, dass es sich bei der im Jahre 2004 erstmals nach Europa eingeschleppten und seit 2014 auch in Teilen Deutschlands nachgewiesenen Asiatischen Gelbfuß-Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) eben nicht um die Asiatische Riesenhornisse (Vespa mandarinia) handelt. Diese wirklich imposant große Hornisse, fünfmal so groß wie eine Honigbiene, machte unlängst in den USA Schlagzeilen in der Sensationspresse. Dort sind von dieser fremden Art seinerzeit lediglich Einzelexemplare beziehungsweise ein einziges Nest gefunden worden. Aber schon gleich wurde ihr von vornherein ein fragwürdiges Attribut unterstellt, sie wurde als „murder hornet“ oder als „Honigbienenkillerin“ bezeichnet. Das trifft auf die Asiatische Riesenhornisse nicht zu und sie kommt auch nicht in Deutschland vor!

Wie gefährlich ist die Asiatische Gelbfuß-Hornisse?

Alle Hornissen zählen zur Familie der Faltenwespen und sie sind allem Volksglauben zum Trotz überhaupt nicht gefährlicher als zum Beispiel Honigbienen. Genauso wie die bei uns heimische Europäische Hornisse (Vespa crabro) ist auch die Asiatische Gelbfuß-Hornisse von Natur aus sehr friedfertig. Grundlos werden Menschen nicht angegriffen. Hornissen stechen allenfalls zur Verteidigung ihres Nestes. Deshalb sollte eine Distanz von mehreren Metern zum Nest eingehalten und dieses nicht erschüttert werden. Da die Asiatische Gelbfuß-Hornisse ihre Sekundär- beziehungsweise Hauptnester bevorzugt sehr hoch versteckt im Astwerk von großen Bäumen anlegt, kommt man damit eher nicht in Kontakt. Allenfalls kommt man mit den kleineren, etwa Handballen-großen Gründungsnestern (Primärnest) in Kontakt, die auch schon einmal in Schuppen oder Sträuchern anzutreffen sind. Stiche der Asiatischen Hornisse sind genauso schmerzhaft, wie die der Honigbienen und der heimischen Hornisse und Wespen. Eine potentielle Gefahr geht von Insektenstichen bekanntlich nur für allergisch reagierende Menschen aus.

Wie erkennt man die Asiatische Gelbfuß-Hornisse?

Sowohl die Königinnen als auch deren Arbeiterinnen und Drohnen der Asiatischen Gelbfuß-Hornisse unterscheiden sich deutlich von der heimischen Hornisse (Vespa crabro). Auf den ersten Anblick sind die Asiatischen Gelbfuß-Hornissen insgesamt etwas kleiner und deutlich dunkel schwarz gefärbt. Die heimische Hornisse fällt hingegen durch ihren gelb-schwarz gemusterten Hinterleib auf. Das ist ein Erkennungsmerkmal, welches allen heimischen sozialen Faltenwespen gemein ist. Aufgrund dieser sehr spezifischen Farbgebung ist eine Unterscheidung von der heimischen Hornissenart sehr einfach möglich. Arbeiterinnen der Asiatischen Hornisse erreichen eine Körperlänge von bis zu 2,5 cm, Königinnen von bis zu 3 cm. Damit sind sie etwas kleiner als die heimische Hornissenart, bei der Arbeiterinnen eine Körperlänge von bis zu 3 cm, Königinnen von bis zu 3,5 cm erreichen.

Asiatische Hornissen sind insgesamt etwas kleiner und dunkel gefärbt. Die heimische Hornisse fällt hingegen durch ihren gelb-schwarz gemusterten Hinterleib auf.

Bildrechte: © LAVES Trotz dieser Unverwechselbarkeit sind in den letzten Jahren leider schon Nester der heimischen Hornisse zerstört und Königinnen unnötig getötet worden, weil man annahm, es seien Asiatische Hornissen. Das ist ein Verstoß gegen deren Schutzstatus nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV). Die heimische Hornisse (Vespa crabro) ist als besonders geschützte Art nach BArtSchV Anlg.1 in Verbindung mit dem § 44 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) eingestuft.

Die Invasion der Asiatischen Hornisse nach Europa begann schon 2004

Die ursprüngliche Heimat der Asiatischen Gelbfuß-Hornisse mit der Varietät Vespa velutina nigrithorax liegt in China sowie in der Grenzregion zwischen Indien und Myanmar. Das erste Exemplar dieser Art wurde in Europa im Jahre 2004 in Südwestfrankreich gesichtet. Nachweislich reiste diese Art zunächst unbemerkt über asiatische Import-Töpferwaren nach Europa. Sie breitete sich in den Folgejahren schnell über Frankreich und dann in Teilen Spaniens, Portugals, Italiens, Belgiens, der Niederlande, Großbritanniens und im Südwesten Deutschlands aus. DNA-Analysen haben gezeigt, dass mit Stand 2023 alle in Europa vorkommenden Asiatischen Hornissen sehr wahrscheinlich auf eine einzige, versehentlich importierte Königin zurückgehen. Der Erstnachweis in Deutschland erfolgte im Spätsommer 2014 in Waghäusel bei Karlsruhe (BW) und der erste bestätigte Nestfund gelang im November 2014 in Büchelberg (RP). Der bisher nördlichste Nachweis dieser wärmeliebenden Hornissenart erfolgte dann im September 2019 in Hamburg-Billbrook. Inzwischen ist geklärt, dass dieser Hornissen-Nachweis keine neue Invasion bzw. weitere Einschleppung aus Asien darstellte, sondern genetisch der nach Frankreich ursprünglich importierten glich. Es ist anzunehmen, dass eine oder mehrere Königinnen nach Hamburg als „blinder Passagier“ auf dem Landwege verfrachtet worden ist. Nach systematischer Beseitigung von Nestern dieser Asiatischen Hornissen liegen nunmehr keine neuen Meldungen aus der Region Hamburg vor.

Welche potentiellen Folgen hat die Invasion der Asiatischen Hornisse?

Gebietsfremde Arten werden erst dann als „invasiv“ eingestuft, wenn die Art in ihrem neuen Areal die Biodiversität gefährden kann (!) und wenn zudem eine Erfolgsprognose besteht, nachteilige Auswirkungen tatsächlich verhindern, minimieren oder abschwächen zu können. Wenn auch der Kenntnisstand über die potentiellen Wirkungen dieser Asiatischen Hornisse hierzulande noch begrenzt ist, so zeigen die Erfahrungen aus Frankreich und Italien deutlich, dass sie keine außergewöhnliche Bedrohung für die Imkerei darstellt. Das gilt bekanntlich auch für unsere heimische Hornissenart, die eher selektiv, einzelne wenige Honigbienenarbeiterinnen fängt. Honigbienen sind zwar für die Asiatische Hornisse oft ein wichtiger Bestandteil ihres Nahrungsspektrums. Eine Zerstörung ganzer Honigbienenvölker findet nicht statt, es sei denn, es handelt sich um vorgeschwächte Völker. Als Generalist nutzt auch diese Hornissenart ein breit gefächertes Beutespektrum und benötigt etwa 11 kg Insekten-Biomasse pro Volk und Jahr. Ihr Jagdradius beträgt etwa einen Kilometer ums Nest herum. Das Beutespektrum variiert mit dem natürlichem Angebot und der Jahreszeit. So erjagt sie ebenso Zweiflügler (Fliegen), andere Faltenwespen, wie beispielsweis die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) und die Deutsche Wespe (Vespula germanica) und viele andere Insekten auch. Wenn sich Bienenstände in der Nähe der Hornissen-Nester befinden, dann werden auch mehr Honigbienen erjagt. Die Flugbienenverluste sind für gesunde Bienenvölker eher unbedeutend. Wenn gefährdet, dann sind es schwache Völker. Hervorzuheben ist auch, dass Hornissen ihren Jagderfolg nicht kommunizieren können. Von daher stimmt die Annahme nicht, ganze Hornissenvölker würden sich über Bienenvölker hermachen. Darum sind Sorgen der Imker unbegründet. Bislang gibt es auch keine wissenschaftlichen Hinweise für Probleme mit der Asiatischen Gelbfuß-Hornisse in hiesigen Ökosystemen. Das auch nicht in Frankreich bzw. Italien, wo diese Insekten erstmals schon vor 16 Jahren aufgetreten sind. Von daher ergibt sich derzeit keinen Grund zur Beunruhigung oder gar für falsch verstandenen Aktionismus.

Als invasive Art von der Europäischen Kommission (KOM) eingestuft

Die KOM hat dennoch die Asiatische Gelbfuß-Hornisse als gefährlich für die Imkerei und sogar für ganze Ökosysteme eingeschätzt und sie sodann 2014 auf die Liste der invasiven Arten gesetzt. Die EU hat seinerzeit einen für alle Mitgliedstaaten verbindlichen Rechtsrahmen für den Umgang mit invasiven gebietsfremden Pflanzen- und Tierarten geschafften und mit Inkrafttreten der Verordnung (EU) 1143/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Oktober 2014 über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten sind die Vorgaben auch für Deutschland bindend. Diese Verordnung zielt grundsätzlich auf die Prävention der Einbringung, die Schaffung von Überwachungs- und Frühwarnsystemen, die Beseitigung von Populationen in frühen Invasionsphasen und das Management bereits etablierter Populationen invasiver, gebietsfremder Arten ab. In der sogenannten Unionsliste sind insgesamt 88 invasive gebietsfremde Pflanzen- und Tierarten derzeit aufgeführt, deren negative Auswirkungen auf die Biodiversität als erheblich angesehen werden. Diese Arten besitzen nach Experteneinschätzung ein hohes, länderübergreifendes Ausbreitungspotenzial, so dass ein konzertiertes, auch Mitgliedsstaaten übergreifendes Vorgehen auf Unionsebene als notwendig erachtet wird, um so den potentiell negativen Auswirkungen begegnen zu können. Mindestens 46 von diesen 88 gelisteten Arten kommen in Deutschland schon jetzt wildlebend vor – darunter unter anderem die Asiatische Gelbfuß-Hornisse. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat zuständigkeitshalber im Jahre 2018 für diese Arten einen Aktionsplan erstellt, der unter anderem Maßnahmen zur Sensibilisierung, Früherkennung, zur Beseitigung und Notifizierung enthält.

Die Asiatische Gelbfuß-Hornisse ist in Deutschland noch nicht flächendeckend verbreitet und befindet sich noch in einer frühen Phase der Invasion und unterliegt somit der 2. Phase in der Umsetzung der VO (EU) 1143/2014. Damit ist das folgende Ziel definiert: eine vollständige und dauerhafte Beseitigung dieser invasiven Art mit Dokumentation über Notifizierungen an die EU KOM. Diese Zielsetzung ist ergebnisoffenen formuliert, denn auch bei anderen invasiven Arten hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass sie nach ihrem Erstnachweis nicht mehr beseitigt werden können. Eine Beseitigung invasiver Arten sollte grundsätzlich dabei unter angemessener Berücksichtigung der menschlichen Gesundheit, der Umwelt, der Nichtziel-Arten und ihren Lebensräumen erfolgen. Zudem sollen den Tieren vermeidbare Schmerzen, Qualen oder Leiden erspart bleiben.

Was kann man tun und was muss unbedingt vermieden werden?

Nach den Vorgaben der VO (EU) 1143/2014 muss jedes Vorkommen schnellstmöglich gemeldet werden. Adressaten für solche Nachweise sind die zuständigen Umweltbehörden. Konkret sind es die Unteren Naturschutzbehörden (UNB) der Landkreise bzw. kreisfreien Städten. An den Meldungen (Monitoring) sollte sich jeder beteiligen. Wir empfehlen der Imkerschaft hier engagiert aber umsichtig zu handeln. Wie eingangs gezeigt, lässt sich die Asiatische Gelbfuß-Hornisse gut von der heimischen Hornissenart unterscheiden. Über jede angetroffene heimische Hornisse (Vespa crabro) sollte man sich freuen, denn jedem Imkernden sollte inzwischen der besondere ökologische Wert von sozialen Faltenwespen bekannt sein. Sollten Sie hingegen Individuen der Asiatischen Gelbfuß-Hornisse sehen oder deren Nest, dann beteiligen Sie sich gerne an dem Monitoring, indem Sie ihre Fundmeldung direkt an die zuständige Umweltbehörde weitergeben.

Grundsätzlich verbietet sich aber der Versuch der Asiatischen Hornisse mit gekauften oder selbst gebauten Lockfallen nachzustellen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben deutlich gezeigt, dass keine dieser Fallen selektiv wirkt und die reale Gefahr besteht gar andere Insekten anzulocken und zu töten. Die Wahrscheinlichkeit ist groß dann womöglich auch noch seltene, nach der BArtSchV geschützte Arten dabei zu töten. Auch die Nester darf man selber nicht beseitigen, denn auch hier gilt das Tierschutzgesetz (TierSchG). Schutzobjekt des TierSchG ist bekanntlich jedes lebende Tier, unabhängig von seinem Entwicklungsgrad. Auch Wirbellose wie die Insekten gehören dazu. Gemäß § 1 TierSchG darf niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen. Für die Beseitigung von Nestern sind Profis gefragt und die Beseitigung sollte sich auf Primärnester der Asiatischen Gelbfuß-Hornisse konzentrieren. Eine kostenaufwändige Beseitigung der Hauptnester erst im Herbst, wenn man sie dann hoch in den Bäumen entdeckt, macht gar keinen Sinn. Daraus sind nämlich neue Geschlechtstiere (Drohnen und junge Königinnen) längst zuvor ausgeflogen, die im Folgejahr ihre Nester gründen.

  • Ansprechpartner für Fund-Meldungen und Beseitigung der Nester:
    Unteren Naturschutzbehörden (UNB) der Landkreise beziehungsweise der kreisfreien Städte
  • Ansprechpartner der zuständigen Behörde für Niedersachsen:
    Dr. Christian Boestfleisch, Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz NLWKN, Betriebsstelle Hannover-Hildesheim
  • Ansprechpartner für Hamburg und Meldungen in der Metropolregion Hamburg:
    Kai Schütte, Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft
  • Fachlichen Rat gibt es beim LAVES Institut für Bienenkunde Celle (Dr. Otto Boecking), bei Herrn Dipl. Biol. Rolf Witt, Friedrichsfehn (Wespenexperte) und bei den ehrenamtlich tätigen Wespen- und Hornissenberatern, die von den unteren Naturschutzbehörden bestellt sind.

Als PDF hier 

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Holzbienen – eine seltene Beobachtung im Garten des LAVES-Bieneninstituts

Seit einigen Jahren breitet sich eine besonders eindrucksvolle, wärmeliebende Bienenart in den Norden aus. Es ist die solitär lebende Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea). Mit ihrer Körperlänge von bis zu 28 Millimetern zählen Holzbienen zu den größten Vertretern der Bienen. Aufgrund ihres hummelartigen Körperbaus, der schwarzen Behaarung und der schwärzlichen, violett irisierenden Flügel, lassen sie sich einfach von anderen Bienen-Arten unterscheiden. Auch wenn man bei solch einem großen schwarzen Insekt womöglich eine andere Assoziation hat, so ist die Holzbiene völlig harmlos. Früher war diese Art nur im wärmebegünstigten Regionen Deutschlands aktiv. Der Erstnachweis einer Holzbiene in Niedersachsen erfolgte im Hitzesommer 2003 in Wischhafen (Kreis Stade). Einer der Erstnachweise im Celler Land erfolgte im Frühjahr 2016 in Wienhausen. Dort hatte eine Holzbiene in einer größeren Bohrung in einem alten Eichenbalken überwintert.

In den letzten Jahren sind immer mal wieder Holzbienen auch im Celler Bieneninstitut beobachtet worden. In diesem Jahr sind gleich zwei Holzbienen auf dem Institutsgelände aktiv. Sie sammeln Nektar aus den Blüten der Gewöhnlichen Mahonie (Mahonia aquifolium). Ihr frühes Auftreten lässt darauf schließen, dass diese Bienen sehr wahrscheinlich im Institutsgarten überwintert haben. Die Blaue Holzbiene ist erfahrungsgemäß sehr standorttreu. Meistens bleiben sie an dem Ort, an dem sie geschlüpft sind.

Die Holzbiene heißt so, weil sie für ihren Nachwuchs bevorzugt in morsches Holz aktiv Bohrgänge anlegt. Damit beginnen sie schon im April. Ihre Kauwerkzeuge sind so kräftig, dass sie Sägemehl produziert, wenn sie sich in das Holz hineinbohrt. Das passiert in stundenlanger intensiver Arbeit – bis zu 30 Zentimeter lang werden die Gänge. Dort legt sie dann ihre Nistzellen an, in denen sie eine zähe Pollenmasse als Proviant für ihren Nachwuchs gemeinsam mit einem Ei ablegt. Die Larven wachsen schnell heran und verpuppen sich. Bereits zum Juli schlüpft dann schon die nächste Bienengeneration.

Die Holzbiene gehört zu den lang-züngigen Bienen. Daher findet man sie vor allem an Schmetterlings- und Lippenblütlern. Kommt sie trotz ihrer langen Zunge einmal nicht an den Nektar einer tiefen Blüte heran, knabbert sie notfalls ein Loch in die Blütenwand. So kommt sie jedoch nicht mit den Pollen der Pflanze in Berührung, sie nimmt den Nektar auf, ohne die Blüte zu bestäuben. Das machen mitunter auch Hummeln so.

Gartentier des Jahres
Die Blauschwarze Holzbiene ist von der Heinz-Sielmann-Stiftung zum „Gartentier des Jahres 2022“ erkoren worden. 33 Prozent der Stimmen entfielen auf das 28 Millimeter große Insekt. Auf Platz zwei folgt das Eichhörnchen.

Die blaue Holzbiene in den eigenen Garten locken

Das Vorkommen dieser besonderen Art wird durch ein ausreichendes Angebot an Totholz in sonnenexponierten Lagen, bei gleichzeitiger Vernetzung mit blütenreicher Vegetation vom Frühjahr bis zum Herbst bestimmt. So liegt in Süddeutschland ihr Siedlungsschwerpunkt vor allem in alten Streuobstbeständen, in Gärten und Parkanlagen. Wichtig sind also Bäume mit Totholzpartien. Als Nisthilfen eignen sich beispielsweise auch abgestorbene Stücke von Birkenstämmen. Die kann man beispielsweise am Gartenzaun oder an der Hauswand sonnenexponiert befestigen.

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Wissenwertes

Gibt es eine Nahrungskonkurrenz zwischen Honig- und Wildbienen?

Das Thema Nahrungskonkurrenz zwischen Honig- und Wildbienen wird im Naturschutz intensiv diskutiert. Für Bienen ist besonders der Wettstreit um Blütenpollen relevant. Bei dieser Art von Konkurrenz geht es um Effekte, die den Reproduktionserfolg unterlegener Arten (Wildbienen) gefährden. Das ist zwar theoretisch vorstellbar, in der Praxis aber schwer nachweisbar, da viele verschiedene Faktoren eine Rolle spielen.

In Deutschland gibt es mehr als 580 Wildbienen-Arten, die sehr vielfältig und teils hochspezialisiert sind. In Niedersachsen sind etwa 360 Arten nachgewiesen. Sie sind gesetzlich geschützt (Bundesartenschutzverordnung) und zählen zu den bedrohten Arten. Die verschiedenen Arten haben jeweils nur kurze Aktivitätszeiträume von wenigen Wochen als Frühjahrs-, Frühsommer-, Sommer- oder Herbstarten. Über die Hälfte dieser Arten sind in ihrem Bestand bedroht. Für wenige einzelne Arten sind lokal begrenzte Massenvorkommen nachgewiesen. Das gilt beispielsweise für die Weiden-Sandbiene (Andrena vaga). Dem steht die als Lebensmittel produzierende, domestizierte Honigbiene als Nutztier gegenüber. Sie benötigen ihrerseits für ihr Überleben, das wesentlich durch die parasitische Varroa-Milbe und assoziierte Viren bedroht ist, die Betreuung durch die Imkerinnen und Imker.

Mehr Honigbienen, weniger Pollen für die Wildbienen?

Pollen (Blütenstaub) ist für alle Bienen notwendig, um ihre Larven aufzuziehen. Pollensammeln garantiert wiederum die Bestäubung vieler Pflanzen, von denen die Natur und wir Menschen profitieren. Da Honigbienen mit ihren vielen tausend Einzelindividuen viel Pollen benötigen, erscheint es zunächst schlüssig, dass dies theoretisch das Angebot für Wildbienen verknappen könnte.

Die verfügbare wissenschaftliche Datenlage lässt jedoch nicht den Schluss zu, eine Honigbienenpräsenz stelle pauschal ein Risiko für Wildbienen dar. Andere bekannte Einflussfaktoren sind in ihrer negativen Wirkung auf die möglicherweise betroffenen Wildbienenarten bedeutsamer. Wesentliche dieser Faktoren sind der Verlust natürlicher Lebensräume durch Nutzungsintensivierung und Bebauung oder auch der Stickstoffeintrag aus der Luft, der massive Auswirkungen auf die Pflanzvielfalt hat.

Alle Bienen schützen!

Das gesellschaftliche Interesse an Biodiversität und Artenschutz ist groß. Deshalb sollte es gleichermaßen um den Wildbienen-Artenschutz und das Wohlergehen der Honigbienen gehen. Pauschale Aufstellungsverbote von Honigbienenvölkern in geschützten Biotopen oder Naturschutzgebieten greifen nur kurzfristig und können den fortschreitenden Artenschwung seltener Wildbienen gewiss nicht verhindern. Hier besteht erheblicher Forschungsbedarf. Andererseits lohnt es sich dem verringerten Blühangebot durch Maßnahmen in der Landwirtschaft und auch im privaten Bereich entgegenzuwirken. Da kann jeder etwas dazu beitragen. Und auch Agrarumweltmaßnahmen sind hier hilfreich. Diese Maßnahmen müssen die teils besonderen Ansprüche der Wildbienen, wie beispielsweise ein kontinuierliches Angebot über Jahre hinweg oder Nistmöglichkeiten in unmittelbarer Umgebung zum Nahrungsangebot, berücksichtigen.