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Holzbienen – eine seltene Beobachtung im Garten des LAVES-Bieneninstituts

Seit einigen Jahren breitet sich eine besonders eindrucksvolle, wärmeliebende Bienenart in den Norden aus. Es ist die solitär lebende Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea). Mit ihrer Körperlänge von bis zu 28 Millimetern zählen Holzbienen zu den größten Vertretern der Bienen. Aufgrund ihres hummelartigen Körperbaus, der schwarzen Behaarung und der schwärzlichen, violett irisierenden Flügel, lassen sie sich einfach von anderen Bienen-Arten unterscheiden. Auch wenn man bei solch einem großen schwarzen Insekt womöglich eine andere Assoziation hat, so ist die Holzbiene völlig harmlos. Früher war diese Art nur im wärmebegünstigten Regionen Deutschlands aktiv. Der Erstnachweis einer Holzbiene in Niedersachsen erfolgte im Hitzesommer 2003 in Wischhafen (Kreis Stade). Einer der Erstnachweise im Celler Land erfolgte im Frühjahr 2016 in Wienhausen. Dort hatte eine Holzbiene in einer größeren Bohrung in einem alten Eichenbalken überwintert.

In den letzten Jahren sind immer mal wieder Holzbienen auch im Celler Bieneninstitut beobachtet worden. In diesem Jahr sind gleich zwei Holzbienen auf dem Institutsgelände aktiv. Sie sammeln Nektar aus den Blüten der Gewöhnlichen Mahonie (Mahonia aquifolium). Ihr frühes Auftreten lässt darauf schließen, dass diese Bienen sehr wahrscheinlich im Institutsgarten überwintert haben. Die Blaue Holzbiene ist erfahrungsgemäß sehr standorttreu. Meistens bleiben sie an dem Ort, an dem sie geschlüpft sind.

Die Holzbiene heißt so, weil sie für ihren Nachwuchs bevorzugt in morsches Holz aktiv Bohrgänge anlegt. Damit beginnen sie schon im April. Ihre Kauwerkzeuge sind so kräftig, dass sie Sägemehl produziert, wenn sie sich in das Holz hineinbohrt. Das passiert in stundenlanger intensiver Arbeit – bis zu 30 Zentimeter lang werden die Gänge. Dort legt sie dann ihre Nistzellen an, in denen sie eine zähe Pollenmasse als Proviant für ihren Nachwuchs gemeinsam mit einem Ei ablegt. Die Larven wachsen schnell heran und verpuppen sich. Bereits zum Juli schlüpft dann schon die nächste Bienengeneration.

Die Holzbiene gehört zu den lang-züngigen Bienen. Daher findet man sie vor allem an Schmetterlings- und Lippenblütlern. Kommt sie trotz ihrer langen Zunge einmal nicht an den Nektar einer tiefen Blüte heran, knabbert sie notfalls ein Loch in die Blütenwand. So kommt sie jedoch nicht mit den Pollen der Pflanze in Berührung, sie nimmt den Nektar auf, ohne die Blüte zu bestäuben. Das machen mitunter auch Hummeln so.

Gartentier des Jahres
Die Blauschwarze Holzbiene ist von der Heinz-Sielmann-Stiftung zum „Gartentier des Jahres 2022“ erkoren worden. 33 Prozent der Stimmen entfielen auf das 28 Millimeter große Insekt. Auf Platz zwei folgt das Eichhörnchen.

Die blaue Holzbiene in den eigenen Garten locken

Das Vorkommen dieser besonderen Art wird durch ein ausreichendes Angebot an Totholz in sonnenexponierten Lagen, bei gleichzeitiger Vernetzung mit blütenreicher Vegetation vom Frühjahr bis zum Herbst bestimmt. So liegt in Süddeutschland ihr Siedlungsschwerpunkt vor allem in alten Streuobstbeständen, in Gärten und Parkanlagen. Wichtig sind also Bäume mit Totholzpartien. Als Nisthilfen eignen sich beispielsweise auch abgestorbene Stücke von Birkenstämmen. Die kann man beispielsweise am Gartenzaun oder an der Hauswand sonnenexponiert befestigen.

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Gibt es eine Nahrungskonkurrenz zwischen Honig- und Wildbienen?

Das Thema Nahrungskonkurrenz zwischen Honig- und Wildbienen wird im Naturschutz intensiv diskutiert. Für Bienen ist besonders der Wettstreit um Blütenpollen relevant. Bei dieser Art von Konkurrenz geht es um Effekte, die den Reproduktionserfolg unterlegener Arten (Wildbienen) gefährden. Das ist zwar theoretisch vorstellbar, in der Praxis aber schwer nachweisbar, da viele verschiedene Faktoren eine Rolle spielen.

In Deutschland gibt es mehr als 580 Wildbienen-Arten, die sehr vielfältig und teils hochspezialisiert sind. In Niedersachsen sind etwa 360 Arten nachgewiesen. Sie sind gesetzlich geschützt (Bundesartenschutzverordnung) und zählen zu den bedrohten Arten. Die verschiedenen Arten haben jeweils nur kurze Aktivitätszeiträume von wenigen Wochen als Frühjahrs-, Frühsommer-, Sommer- oder Herbstarten. Über die Hälfte dieser Arten sind in ihrem Bestand bedroht. Für wenige einzelne Arten sind lokal begrenzte Massenvorkommen nachgewiesen. Das gilt beispielsweise für die Weiden-Sandbiene (Andrena vaga). Dem steht die als Lebensmittel produzierende, domestizierte Honigbiene als Nutztier gegenüber. Sie benötigen ihrerseits für ihr Überleben, das wesentlich durch die parasitische Varroa-Milbe und assoziierte Viren bedroht ist, die Betreuung durch die Imkerinnen und Imker.

Mehr Honigbienen, weniger Pollen für die Wildbienen?

Pollen (Blütenstaub) ist für alle Bienen notwendig, um ihre Larven aufzuziehen. Pollensammeln garantiert wiederum die Bestäubung vieler Pflanzen, von denen die Natur und wir Menschen profitieren. Da Honigbienen mit ihren vielen tausend Einzelindividuen viel Pollen benötigen, erscheint es zunächst schlüssig, dass dies theoretisch das Angebot für Wildbienen verknappen könnte.

Die verfügbare wissenschaftliche Datenlage lässt jedoch nicht den Schluss zu, eine Honigbienenpräsenz stelle pauschal ein Risiko für Wildbienen dar. Andere bekannte Einflussfaktoren sind in ihrer negativen Wirkung auf die möglicherweise betroffenen Wildbienenarten bedeutsamer. Wesentliche dieser Faktoren sind der Verlust natürlicher Lebensräume durch Nutzungsintensivierung und Bebauung oder auch der Stickstoffeintrag aus der Luft, der massive Auswirkungen auf die Pflanzvielfalt hat.

Alle Bienen schützen!

Das gesellschaftliche Interesse an Biodiversität und Artenschutz ist groß. Deshalb sollte es gleichermaßen um den Wildbienen-Artenschutz und das Wohlergehen der Honigbienen gehen. Pauschale Aufstellungsverbote von Honigbienenvölkern in geschützten Biotopen oder Naturschutzgebieten greifen nur kurzfristig und können den fortschreitenden Artenschwung seltener Wildbienen gewiss nicht verhindern. Hier besteht erheblicher Forschungsbedarf. Andererseits lohnt es sich dem verringerten Blühangebot durch Maßnahmen in der Landwirtschaft und auch im privaten Bereich entgegenzuwirken. Da kann jeder etwas dazu beitragen. Und auch Agrarumweltmaßnahmen sind hier hilfreich. Diese Maßnahmen müssen die teils besonderen Ansprüche der Wildbienen, wie beispielsweise ein kontinuierliches Angebot über Jahre hinweg oder Nistmöglichkeiten in unmittelbarer Umgebung zum Nahrungsangebot, berücksichtigen.